Aderlass und Zytapherese

I. Entfernung von roten Blutkörperchen (Aderlass, Erythrozytapherese)

  • Die Diagnose der hereditären Hämochromatose wird oft zufällig gestellt
  • Bei der Hämochromatose wird Eisen im Überschuss vom Dünndarm aufgenommen
  • Dieses Eisen wird unkontrolliert gespeichert oder abgelagert und wirkt in verschiedenen Organen toxisch (z.B. Leber, Herz, Gehirn, Bauchspeicheldrüse, Haut)
  • Normalerweise befindet sich das Eisen hauptsächlich in den roten Blutzellen (Erythrozyten)
  • Das überschüssige Eisen kann deshalb durch wiederholte Aderlässe, d.h. durch die Entfernung von Vollblut in regelmäßigen Zeitabständen entfernt werden
  • Ziel der Behandlung ist die Entleerung der Eisenspeicher bzw. die Entfernung der Eisenablagerungen
  • Durch eine frühzeitige Behandlung lassen sich Organschäden vermeiden, bei spätem Beginn nur vermindern oder zum Stillstand bringen
  • Der Aderlass kann auch bei anderen Erkrankungen mit einer Überproduktion von roten Blutzellen eingesetzt werden (Polyglobulien unterschiedlicher Ursachen, Polyzythämie)
  • Früher erfolgte die Entfernung des Eisens mittels Aderlass, heute in der effektiveren Form mittels Erythrozytapherese (siehe Glossar)
  • Bis zur Entleerung der Eisendepots bzw. bis zur Entfernung der toxischen Eisenablagerungen im Gewebe vergingen früher unter der Aderlasstherapie bei fortgeschrittenen Hämochromatosen etwa eineinhalb Jahre
  • Mit der effektiveren Erythrozytapherese können in einer Sitzung mindestens 2 Einheiten Erythrozyten-Konzentrate entfernt werden (entspricht 2 Aderlässen), wodurch die Elimination des überschüssigen Eisens wesentlich schneller erreicht wird

II. Entfernung von weißen Blutzellen („buffy coat“-Apherese/Leukozytapherese/Leukozyten-Depletion)

  • Weiße Blutzellen werden für eine erfolgversprechende Behandlung von therapieresistenten oder ausbehandelten Patienten (besonders Jungendlichen) mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn eliminiert. Die Behandlung ist einfach und effektiv, erfordert aber bis zum Wirkungseintritt mehrere Leukozytapherese-Sitzungen
  • Leukämiepatienten mit exzessiv erhöhten weißen Blutzellen können abhängig von Zellart und Zellzahl ein Hyperviskositätsyndrom entwickeln
  • Der Zellüberschuss kann einfach und schnell beseitigt werden (Zelldepletionstherapie), z.B. unmittelbar vor der Chemotherapie einer Leukämie
  • Dadurch lässt sich gleichzeitig ein Tumorlyse-Syndrom vermeiden
  • Die von gesunden Probanden durch Leukozytapherese gesammelten weiße Blutzellen können evtl. als unterstützende Maßnahme an Patienten mit Agranulozytose (siehe Glossar) transfundiert werden


III. Entfernung vom Gerinnungsplättchen/Thromozyten (Thrombozytapherese/Thrombozyten- Depletion)

  • Bei exzessiv erhöhten Thrombozytenzahlen mit Werten über 1 Million/µl kann eine Thrombozytapherese bzw. Thrombozyten-Depletion die Thrombosegefahr vermindern
  • Die von gesunden Probanden durch Thrombozytapherese gesammelte Gerinnungsplättchen können evtl. als unterstützende Maßnahme an Patienten mit Blutungsgefahr aufgrund niedriger Thrombozytenzahlen transfundiert werden


IV. Sammlung von Stammzellen (Mononukleare Zellen), Zelltherapien, Photopherese

  • Stammzellen können von Patienten oder ggf. auch Blutspendern gewonnen und zur autologen oder allogenen Stammzelltransfusion bzw. -transplantation sowie für weitere in der Entwicklung befindliche Indikationen eingesetzt werden
  • Zelltherapien können mit Hilfe gesammelter und nachfolgend manipulierter Lymphozyten und/oder Monozyten durchgeführt werden
  • Bei der Photopherese werden, wie vorangehend beschrieben, weiße Blutzellen gesammelt, nach Zugabe von 8-MOPS (siehe Glossar) mit ultraviolettem Licht bestrahlt und reinfundiert. Die Behandlung ist für das kutane T-Zell-Lymphom erstattungsfähig. Andere T-Zell-vermittelte Erkrankungen befinden sich in der Erprobung.